Ort der Kultur und Begegnung

Sanierte St.-Gerhard-Kapelle feierlich eingeweiht

Der verantwortliche Architekt Wolfgang Weiss

S.Z. 20.April 2015

Von Alexander Tremp

Riedlingen - Rund achtzig interessierte Riedlinger Bürger haben an der Einweihungsfeier der ehemaligen St.-Gerhard-Kapelle teilgenommen. Sie war seit Juli 2014 grundlegend saniert worden, um künftig als Kultur- und Proberaum zur Verfügung zu stehen.

Bei den Sanierungsarbeiten sei es ihnen darauf angekommen, den ursprünglichen Charakter der Kapelle zu erhalten, sagte der verantwortliche Architekt Wolfgang Weiss. Man wolle historische Gebäude erhalten und nicht durch neue in den Hintergrund stellen.

Dass streng darauf geachtet worden ist, den Charakter des Bauwerkes zu bewahren, wird schon bei der Akustik deutlich: Um den Hall zu beseitigen, wurden die Heizkörper und die Decke im Seitenbereich dezent verkleidet. Dadurch kann der Raum nun für Proben und Vorspiele genutzt werden. Die Orgel wurde ebenfalls gereinigt. Zudem wurde das Gebäude energetisch saniert. Es bekam eine Dämmung und eine moderne Belüftung.

Eine grundlegende Restauration erfuhren außerdem die Glasfenster mit Ornamenten des Künstlers Albert Burkart, die durch die bewusst schlicht gehaltene Farbgestaltung des Innenraums betont werden. Der ehemalige Altarraum kann mit seiner modernen Bühnen- und Medientechnik vielfältig genutzt werden.Theateraufführungen und Konzerte sind ebenso möglich wie Lesungen oder Seminare.

Dass die sanierte St.-Gerhard-Kapelle vielfältig genutzt wird, hatte sich auch Bürgermeister Marcus Schafft zuvor in seiner Begrüßungsansprache gewünscht. „Der Stadt Riedlingen ist es ein Anliegen, ältere Gebäude zu sanieren und kulturell nutzbar zu machen“, sagte Schafft und verwies auf das Kapuzinerkloster, das bis 2010 erneuert worden war. Obwohl sich die Kosten für die Sanierung der ehemaligen St.-Gerhard-Kapelle anstatt der ursprünglich veranschlagten 255000 auf 325000 Euro erhöht hatten, habe sich die Investition gelohnt.

Genutzt wird das Gebäude schon jetzt: Gegenwärtig dient es den Schülern der St.-Gerhard-Schule als Unterrichtsraum und dem Kammerorchester Riedlingen sowie dem Akkordeon-Orchester Riedlingen als Proberaum. Letzteres umrahmte den Abend musikalisch und unterhielt das Publikum zwischen den einzelnen Programmpunkten. Barbara Hornung, Vorsitzende des Akkordeon-Orchesters, bedankte sich bei den verantwortlichen Planern sowie bei Stadtbaumeister Johann Suck und dem ehemaligen Bürgermeister Hans Petermann. Petermann hatte das Projekt mitinitiiert und Zuschüsse aus dem Leader-Programm beantragt hatte.

„Besonders lobenswert ist, dass die Sanierung termingerecht vollendet wurde“, sagte Hornung. Sie hob ebenfalls die hervorragende Akustik hervor. Einziger Nachteil für die Spieler sei, dass nun beim Proben jeder Fehler gehört werde. Das Akkordeon-Orchester, dessen Einzug in die ehemalige St.-Gerhard-Kapelle bereits 2010 geplant worden war, probte seit dem Abriss des Konrad-Manopp-Hauses 2008 übergangsweise im Marktstübchen hinter der Stadthalle.

Mönche bis 2005 vor Ort

„Es ist schön, dass das Gebäude auch nach der Sanierung noch in seiner ursprünglichen Bedeutung erkennbar geblieben ist“, betonte Pfarrer Walter Stegmann, der die kirchliche Weihe vornahm. Bis 2005 wohnten noch fünf Mönche vom Orden der Redemptoristen in St. Gerhard. „Ihnen sind Kultur und die Bildung Heranwachsender zentrale Anliegen gewesen“, so Stegmann. Insofern werde durch die Nutzung als Klassenzimmer und für kulturelle Zwecke an ein Stück Kirchengeschichte angeknüpft. Für viele sei das Gebäude zudem mit zahlreichen Glaubens- und Lebensgeschichten verbunden. „Ich wünsche mir, dass das Gebäude ein Ort der Begegnung wird.“

Im Anschluss nahm Stegmann nach einem gemeinsamen Vaterunser die kirchliche Weihe vor und beendete damit den offiziellen Teil. Für die Besucher gab es bei einem Stehempfang die Möglichkeit ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen.

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