Akkordeon-Orchester sucht feste Bleibe

Seit fünf Jahren wird der Verein vertröstet – Orchester fühlt sich als „Stiefkind“

Cornelia Dick, Ausbildung, Barbara Schwägler, Barbara Hornung

Von Bruno Jungwirth

Riedlingen - Es hat rund 100 Mitglieder, es feiert nächstes Jahr sein 80-jähriges Bestehen und ist doch noch immer auf der Suche nach einer dauerhaften, eigenen Bleibe: Das Akkordeon-Orchester Riedlingen. Seit fünf Jahren, seit das Orchester 2008 als eines der letzten Bewohner des damaligen Manopp-Hauses, das dann abgerissen wurde, ausgezogen ist, ist der Verein in „Provisorien“ untergebracht – während etwa das Stadtorchester, das Familienzentrum längst eigene Räumlichkeiten haben.

Die Stadt weiß um die Problematik, sagt die Vorsitzende des Vereins, Barbara Hornung. Und die Verwaltung ist auch bemüht eine Lösung zu finden, anerkennt sie und lobt auch, dass man immer ein offenes Ohr finde. Und doch nagt es an den Vereinsverantwortlichen, dass man Jahr für Jahr vertröstet wird.

Derzeit ist der Verein an zwei Orten untergebracht. Das Hauptorchester und das Unterhaltungsorchester „Tastenzauber“ proben im Marktstüble. Eigentlich passt das. Doch im gleichen Haus ist der Proberaum der Musikinitiative Riedlingen untergebracht. Da hat es früher schon mal Probleme gegeben. Inzwischen klappt es, sagt die Vorsitzende.

Doch wenn Konzerte von Musikvereinen in der Stadthalle anstehen, finden die Hauptproben in der Stadthalle statt – und übertönen die probenden Akkordeons von nebenan. Oder wenn Veranstaltungen im Marktstüble stattfinden, müssen sie ihre Sachen ausräumen. Oder in der Fastnetszeit, wenn die Stadthalle für Veranstaltungen genutzt wird, müssen sie raus und kommen vorübergehend im Haus der Blasmusik unter.

Die Ausbildung fand bis dato im ehemaligen Auswärtigen-Raum im Keller von St. Gerhard statt. Doch dort ist der Schimmelbefall an den Wänden so gravierend geworden, dass man den Raum derzeit nicht mehr weiter nutzen will. Aus Gesundheitsgründen. „Die Stadt versucht das in den Griff zu kriegen, aber es tritt immer wieder auf“, sagt Ausbilderin Cornelia Dick.

Es gibt eine gute Idee für eine feste Bleibe: die ehemalige Kapelle in St. Gerhard. Doch Jahr für Jahr werde man vertröstet, so die Verantwortlichen. Jahr für Jahr soll der Umbau im Haushalt aufgenommen werden und fällt dann wieder raus. Der Raum ist zwar leer, aber für ein Orchester derzeit nicht nutzbar – sie Mitglieder haben es ausprobiert. Denn der Schall kommt im kargen Kapellenraum mit dem Steinboden völlig ungedämpft zurück, das Echo ist gewaltig. Ein Umbau ist nötig (siehe Kasten).

Tote Hosen und Whitney Houston

Der Verein fühlt sich nicht gleichermaßen ernst genommen, wie andere Vereine: „Wir sind das Stiefkind“, sagt Barbara Hornung, obwohl man die Stadt auswärts repräsentiere. Man habe nicht die gleiche Lobby. Vielleicht auch, weil die meisten mit Akkordeon noch immer Volksmusik verbinden. „Doch wir spielen auch Abba, Whitney Houston oder Tote Hosen“, betonen Barbara Schwägler, zweite Vorsitzende, und die Dirigentin.

Um das Anliegen nach eigenen Räumlichkeiten in Erinnerung zu bringen, hat Barbara Hornung im Dezember einen Brief an alle Stadträte geschrieben. Nun hofft sie, dass der Umbau der Kapelle nächstes Jahr in Angriff genommen wird. Passend zum 80-jährigen Bestehen.

Info: Das Akkordeon-Orchester hat derzeit rund 100 Mitglieder, davon knapp 60 aktive in drei Ensembles: Jugendorchester, Unterhaltungsorchester „Tastenzauber“ und Hauptorchester. Am Samstag, 19. Oktober, findet ab 20 Uhr das Jahreskonzert in Daugendorf statt. Der Abend steht unter dem Thema „Musicals“. Weitere Infos unter:

www.akkordeon-orchester-riedlingen.de

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